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Mit „Der Kanal“ schuf der polnische Regisseur Andrzej Wajda 1957 ein Meisterwerk, dessen Wucht bis heute nachwirkt. Es ist die herzzerreißende Geschichte einer Kompanie des polnischen Widerstands, die im September 1944 in den Ruinen Warschaus ums Überleben kämpft. Angesichts der hoffnungslosen Unterlegenheit gegenüber der Wehrmacht bleibt den Partisanen nur die Flucht in die Dunkelheit der städtischen Kanalisation.
In Wajdas Film verwandelt sich die Kanalisation in ein unterirdisches Labyrinth, das weniger ein Fluchtweg als vielmehr ein Symbol der Gefangenschaft ist. Feuchtigkeit tropft von den Wänden, der Gestank des Modernden schmiegt sich wie eine unsichtbare Haut an die Körper, während die Stimmen der Verlorenen im Echo zu geisterhaften Chören verzerrt werden. Es ist eine Welt, in der jede Biegung wie ein Tor ins Ungewisse wirkt, wo die eigentliche Bedrohung nicht im Sichtbaren lauert, sondern in der lautlosen Spannung der Stille – jener unendlichen Erwartung auf das namenlose Grauen, das hinter der nächsten Ecke tödlich Gestalt annehmen könnte.
Hier, in den stinkenden, engen Gängen, inszeniert Wajda einen klaustrophobischen Albtraum, der das Grauen des Krieges spürbar macht. Ein Film von einzigartiger Intensität, wir schauen ihn vielleicht in der Klärhalle, dem Krefelder Symbol eines mystischen Ortes.
Der Film wurde in der Nachkriegszeit erstmals in NRW gezeigt und öffnete damals der deutschen Bevölkerung die Augen, was sich in der Nazi-Diktatur an anderen Orten Europas abgespielt hatte.
Regie: Andrzej Wajda
Erscheinungsjahr: 1957
Altersfreigabe FSK 16
Laufzeit: 90 Minuten
Der damals 31-jährige Andrzej Wajda erhielt mit »Der Kanal« 1957 beim Festival in Cannes den Spezialpreis der Jury.
Die Frankfurter Rundschau schreibt: „Dieser Film ist nichts für zartbesaitete Gemüter – aber auch nichts für Fans von pompös explodierenden Heldenepen wie „Saving Private Ryan“. Das frühe Meisterwerk des polnischen Regisseurs Andrzej Wajda (1926 bis 2016) von 1957 ist eine so grauenerregende wie herzzerreißende Filmerzählung, wie niemand sie heute zu drehen wagen würde.“ [link]
Gefördert durch die Stadt Krefeld, Kulturbüro
Das historische Klärwerk in Krefeld Uerdingen wird zur Bühne für eine außergewöhnliche Filmreihe, die sich aus fünf völlig unterschiedlichen Perspektiven dem Thema „Wasser“ widmet. Im Zentrum steht das Kulturgut Wasser – jenes Element, das auf unserem Planeten das Leben ermöglicht und in der Kultur der Menschheit eine tiefgreifende, vielschichtige Rolle einnimmt.
Es ist der Quell allen Lebens, doch in Kunst und Kultur zugleich ein Symbol für unergründliche Mysterien, strahlende Schönheit und tödliche Gefahr. Mit dieser Reihe tauchen wir tief ein in die Seele des Wassers, zeigen nicht nur seine glitzernde Oberfläche, sondern hinterfragen auch seinen wahren Wert und seine spirituelle Bedeutung. Insbesondere werfen wir einen Blick auf jene Orte, an denen Wasser in unserer Wahrnehmung zum Angstraum wird.